Zwei Musikerinnen und ein Musiker, deren Leben unterschiedlicher nicht sein könnte und doch sind sie durch vieles verbunden: Alle drei verliessen ihre Heimat, haben erfolgreiche Musikkarrieren abgebrochen und leben heute in der Schweiz. Mutig suchen sie in der neuen Heimat ihre künstlerische Identität, Melancholie und Zerrissenheit sind dabei ihre ständigen Begleiter.
Ihre Liebe gilt der Musik und es ist die Musik, die sie mit der Liebe verbindet. Alle haben in ihrem Partner oder ihrer Partnerin den Menschen gefunden, mit dem sie nicht nur Leben und Liebe teilen, sondern ihr musikalisches Schaffen weiterentwickeln.
«Musik ist die Nahrung der Seele», sagt Ülkü Bozkurt. Dieses anatolische Sprichwort bringt zum Ausdruck, was die Musik für die drei Porträtierten bedeutet und scheint leitmotivisch über dem Film «Musikliebe» zu stehen.
Tamriko Kordzaia stammt aus Georgien. Die Pianistin hat in der Musik ihre Sprache gefunden: für sie ist es wichtiger, Klavier zu spielen als zu reden. Bereits als Jugendliche wurde sie in der Sowjetunion als Haydn- und Mozartinterpretin gefeiert. Ihr neues Leben in der Schweiz war für sie eine Befreiung von den hochgesteckten Erwartungen in ihrer Heimat. Die Zusammenarbeit mit ihrem Lebenspartner Felix Profos, Komponist für zeitgenössische Musik, eröffnet ihr neue Wege und künstlerische Freiheit. Dennoch befällt sie bisweilen das Heimweh.
Der Sänger Samir Essahbi kann auf eine grosse Karriere in Marokko zurückblicken. Er pflegt den musikalischen Dialog zu seiner Heimat. Wenn er dort auftritt, füllt sich der Hauptplatz von Marrakesh schon mal mit 60'000 Leuten. In der Schweiz war er unbekannt, ein Niemand. Er musste wieder von null anfangen, sich mit regelmässigen Auftritten langsam einen Namen machen. Da er von der Musik nicht leben kann, arbeitet er im Aussendienst einer Bettenfirma. Die vielen Autofahrten nutzt er, um zu singen. So sammelt er neue Ideen für seine Kompositionen, die er dann zusammen mit seiner Frau, der Pianistin Regula Arm Essahbi, in neue Stücke umsetzt. Obwohl er schon 18 Jahre in der Schweiz lebt und auch einen Schweizer Pass hat, macht er im Alltag immer wieder die Erfahrung, wie Leute wegen seines ausländischen Aussehens auf Distanz gehen.
Als Ülkü Bozkurt ihre erste CD veröffentlichte, wurde ihre Stimme als eine der schönsten der Türkei gepriesen und man hat ihr eine glänzende Karriere prophezeit. Doch bald darauf musste die Sängerin wegen kurdisch gesungener Lieder ins Gefängnis gehen. Mit ihrem Mann Ali Kemal Yildiz, auch er Musiker, floh sie in die Schweiz. Als Flüchtlinge hatten sie es schwer, in der Schweiz Fuss zu fassen und Kontakte ausserhalb der türkisch-kurdischen Gemeinschaft aufzubauen. Dank gelegentlichen Auftritten und Konzerten findet Ülkü Bozkurt langsam den Weg in eine neue musikalische Existenz.
Der Schriftsteller und Filmemacher Yusuf Yeşilöz vermittelt mit atmosphärisch dichten Bildern und grosser Nähe zu den Porträtierten die vielseitigen und auch widersprüchlichen Erfahrungen, die das Leben in der neuen, fremden Heimat prägen. Eine einfühlsame Annäherung an leidenschaftliche MusikerInnen und ihren Neuanfang in der Migration.